MÛZA RUBACKYTE
pianist



BEETHOVEN-HAUS RECITAL
Ergriffenes Schweigen nach dem Bekenntnis
Die Reihe "Beethoven International" im Kammer musiksaal des Beethoven-Hauses bot als Abschlussveranstaltung, für diese Saison ein hochkarätiges Erlebnis. Das verdankte sie der Pianistin Muza Rubackyté. Schon nach den ersten Takten von Beethovens op. 31 Nr. 3 war evident, was für eine eindrucksvolle Interpretin da am Werke war. So kam Beethovens pianistisch besonders glänzende dritte der op.-31-Sonaten bestechend klar und präzise heraus, ganz locker-leicht und trocken etwa im Scherzo und dann wieder, kraftvoll zupackend. Es verwunderte nicht, dass es gleich schon die ersten Bravo-Rufe gab. Muza Rubackyté, beeindruckte dann aber genauso mit ihren Darstellungen zweier bedeutender Sonaten der' Romantik, Chopins b-Moll-Sonate op. 35 "mit dem Trauermarsch" und Liszts h-Moll-Sonate. Die unruhevolle, gehetzte und atemlose Haupt-Motivik des ersten Satzes der Chopin-Sonate, das nervös-erregte Scherzo, die wie gemeißelte düstere Statuarik des Trauer arsches und die tröstliche Schönheit seines Mittelteils und das unheimlishe Windessausen des Finales gewannen an diesem Abend besonders eindringliche Gestalt. Und dennoch schien sich noch einmal eine Steigerung an Expressivität beim gewaltigem h-Moll-Opus zu ereignen. Dessen deutlich bekenntnishafter Ton war in solcher Intensität nachvollzogen, dass nach Verhallen der letzten tropfenden Töne zunächst ergriffenes Schweigen herrschte, ehe der Schluss-Be aufbrandete.
Barbara Kaempfert-Weitbrecht General-Enzeiger-Bonn 07-06-2000

MIT STEHVERMÖGEN Ter Bonn-BEETHOVEN-HAUS
Das Vilnius einmal polnisch war, fiel einem ein bei ihrem Chopinspiel am Ende. Sicher, Muza Rubackyté hatte da auch schon die b-Moll-Sonate vorgetragen, durchaus bravourös; störend hatte man höchstens ihr manchmal lärmendes, undurchsichtiges Fortissimo empfunden. Doch dann diese f-Moll-Zugabe: Welch leichte Eleganz, nie dick aufgetragen, stattdessen in dieser Leichthändigkeit hingeschlendert, wie sie auch polnische Pianisten oft zeigen. Oder eben eine Litauerin aus Vilnius. Aufgetreten war Muza Rubackyte am Sonntag im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses in der Reihe "Beethoven International", in der die einst in Bonn ansässigen Botschaften auch noch nach der Sanierung des Beethoven-Hauses ihr grenzüberschreitendes Beethoven-Interesse bezeugen. Diesmal die litauische Botschaft, die mit ihr eine Vorzeigepianistin sozusagen noch sowjetisches Erbe präsentierte: Dam hat sie reichlich Preise abgeräumt, unter anderem auch den 1. Preis beim All-Unionswettbewerb. Das heißt was! Natürlicl hat sie mit Beethovens G-Dur-Sonate op. 31,3 dem Geburtshaus erstmal -ihre Reverenz erwiesen. Das Menuetto wie getupft, das Presto con fuoco mit heftigem Elan: Das imponierte wie auch in Chopins b-Moll-Sonate ihr pianistischer Zugriff in den Ecksätzen, die sie mit großer Übersicht spielte. Grenzen im technischen Bereich scheint es für sie nicht zu geben, was dann auch den Ruf als zt-Spielerin plausibel machte, der ihr vorausgeht. Sie hat es deshalb bei Liszt auch an nichts fehlen lassen, sondern gleich die h-Moll-Sonate ins Programm genommen, was dann mit drei großen Sona-ten auch ihr Stehvermögen insrechte Licht rückte. Bei Liszt machte sie auch den besten Ein-druck. Wie leicht sie diese gro-ßen, schweren Zusammenhän-ge darstellte, die bei anderen Pianisten oft wie mit einem Übermaß an Oktavgängen be-schwert zu sein scheinen. Nichts davon bei ihr. Auch die Lyrik klang. Nein, diese litauische Pianistin, inzwischen auch Professorin in Vilnius, war keine schlechte Begegnung.
BONNER RUNDSCHAU, Bonn, Germany 07-06-2000