MÛZA RUBACKYTE
pianist



Muza Rubackyte at Beethoven-Haus 30 March 2004

BONNER KULTUR - Beethoven-Rätsel gelöst.
Es passiert selten, dass einer zu Beethoven noch was entdeckt wie Hans-Werner Küthen Der Wissenschaftler vom Beethoven-Haus hat mit der Auffindung der Streicher-Stimmen für eine Kammer-musikfassung des vierten Klavierkonzertes in G-Dur in der Staatsbibliothek Berlin zur Klarung der bis dato rätselhaften Eintragungen in der einzig erhaltenen handschriftlichen Partiturkopie beigetragsn Es sind die Änderungen die Ludwig van Beethoven für die vom Fürsten Lobkowitz bestellte Kammermusikfassung des Klavierkonzertes am Klavierpart vornahm.
Kuthens Rekonstruktion von 1995 wurde beim Beethovenfest 2000 gespielt und Dienstag wieder jetzt von Muza Rubackyte mit dem Vilnius String Quartet und der Viola von Jone Kaliunaite beim "Beethoven-International" Konzert, bei dem der litaui-sche Botschafter der Gastgeber war und Kuthen, inzwischen im Ruhestand, sich das Zuhören nicht nehmen ließ
Es ist alles dokumentiert Wo wegen Streichquintett statt Orchester der Klavierklang reduziert ist, oder wo der Pianist mehr zu tun kriegt Stellen bei denen der aufmerksame Zuhörer einhält Oder solche, für die der Unbefangene die Pianistin ausgemacht hatte Zu Unrecht die in Paris lebende Rubackyte ist eine glanzende, kompetente Spielerin Interessant an Kuthens Feststellungen zu substanziellen Änderungen aber ist die Frage Hat Beethoven derlei Differenzen ausprobiert und stehen lassen, weil er nicht damit rechnete, dass die Kammermusikfassung aus der Bibliothek des Fürsten je an die Öffentlichkeit kommen wurde?
Wie stark die Pianistin ist hat dann aber auch das mit dem Vilnius Quartet musikantisch und voller Elan bewerkstelligte Schumann-Klavierquintett Es-Dur gezeigt

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Muza Rubackyte und das Vilnius-Quartet im Beethoven Haus

Beethovens Klavierkonzert Nr.4 G-Dur stand auf dem Programm des jüngsten Konzertabends im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses. Statt von einem Orchester wurde die litauische Pianistin Muza Rubackyté vom Vilnius-Quartet, verstärkt von einer zweiten Viola-Spielerin, begleitet. Eine solche Aufführung ist keineswegs ein Sakrileg oder Kuriosum. Kein Geringerer als Beethoven selbst hat die Transkription des Orchestersatzes für Streichquintett von dem Wiener Arrangeur Franz Alexander Pössinger ausführen lassen. Ergebnis ist allerdings kein Klaviersextett, sondern eine autonome Kammerfassung, die dialogische Konzertstruktur beibehält. Diese Fassung wurde übrigens 1995 von Hans-Werner Küthen, damals Mitarbeiter im Beethovenarchiv, rekonstruiert.
Den zögerlichen, solistischen Beginn des Konzerts nahm Rubackyté noch etwas nüchtern und streng im Takt, wusste dann aber die lyrischen Qualitäten des Werks überzeugend darzustellen. Hinzu kam kraftvoll-virtuoses, manchmal forsches Spiel im brillanten Skalen- und Figurenwerk. Im zweiten Satz gelang ihr eine eindringliche Darstellung des beklemmenden Dialogs zwischen Klavier und "Orchester". Hier vermisste man denn doch die klangliche Masse eines Streicherapparats, der die Kluft zwischen dem verloren wirkenden Klavier und übermächtigem Orchester geradezu szenisch greifbar werden lässt. Der Konzertabend der Reihe "Beethoven International" war diesmal Litauen gewidmet. Als Beitrag aus ihrem Heimatland hatten die Musiker des Vilnius-Quartetts das Streichquartett Nr. 3 von Onute Narbutataite ins Programm aufgenommen. Das Werk der litauischen Komponistin trägt den Titel "Drawing for String Quartet and Returning Winter". Glanzvoller Abschluss des Abends: das Klavierquintett Es-Dur op.44 von Schumann.
Von Mathias Nofze